CISS-Skiobmann

Interview mit Toni Koller


Carlos Beretta­ Piccoli

In der CISS Geschichte war im Jahre 1951 – 1955 erstmals ein Schweizer als Vorstandsmitglied vertreten. Es war Carlos Beretta-Piccoli aus Lugano, einer der ersten Gründungsmitglieder (1930) und späterer 3. Präsi­dent (1934 – 1944) und 5. Präsident des SGSV (1950 – 1959). Jetzt, im Dezember 2001, nach 42 Jahren wurdest du als 2. Schweizer vom CISS angefragt, den Posten als CISS-Skiobmann zu besetzen. Wie hast du dar­ auf reagiert? Wie kam das CISS gera­de auf dich?

Toni Koller: Mein erster Gedanke war,dass ich doch eine Chance für einen sportlichen Aufstieg bekommen habe. Auf einer Seite freue ich mich sehr und fühle mich geehrt. Auf der anderen Seite bin ich mir bewusst, dass es viele Probleme im CISS gibt. Auch möchte ich selber sehen, wie die Leute im CISS «leiden». Ich bin ihnen schon bekannt, da ich an jeder Sitzung an den Deaflympics und Europameisterschaften oft reklamierte, auch manchmal meine Wut offen zeigte.

Der bisheriger TD Abteilung Skialpin war der Schotte Colin Macdonald. Er wurde neu als vollamtlicher CISS- Sportdirektor gewählt. Er hat mich als seinen Nachfolger empfohlen.

War der SGSV damit einverstanden? Was sind eigentlich die Hauptaufgaben?

Ja, es waren sehr gute Gespräche zwischen mir und den SGSV-Vorstandsmit­gliedern. Die Aufgaben für CISS sind sehr anspruchsvoll und der SGSV möchte einen guten Ruf haben. Der Vorstand prüfte meine Fähigkeiten als CH-Obmann Abt. Ski Alpin und als CISS-TD Ski Alpin. Ich möchte den SGSV-Vorstandsmitgliedern herzlich danken für die Zustimmung und die Unterstützung, die ich gut brauchen kann.

Meine Hauptaufgaben sind die Vorberei­tungen für die Deaflympics und die Ver­ antwortung während den Spielen. Ich soll acht Themen bearbeiten, von denen ich bereits sechs erledigt habe, z.B.: FIS-Reglement, Renn-Programm, diverse Formulare, usw.

Gerade vom 21. 25. Febr. 02 warst Du bereits im ersten Einsatz. Wo war das und zu welchem Anlass?

Zuerst möchte ich klar sagen, dass CISS ganz neue Strategien entwickelt hat. Ich wurde nicht auf Dauer als CISS-TD gewählt. Das heisst, ein Jahr vor der Deaf­ lympics beginnt die Arbeit und dauert bis zum Ende der Deaflympics. Dann bin ich für drei Jahre nicht CISS-TD. Das heisst also, wenn ich für die Deaflympics 2003 in Sundsvall/Schweden gute Arbeit geleistet habe, dann kann die CISS ein Jahr vor der nächsten Winter-Deaflympics 2007 immer noch entscheiden, ob sie wieder mich oder einen andern anfragen wollen.

Ich war in Sundsvall/SWE, dort inspizierte ich die Skipisten und war an den Sitzungen. Wir sprachen über die Reglemen­te, die Spiele, die Organisation und die gemachten Erfahrungen. Das waren sehr interessante Meetings. Im nächsten Jahr findet dort die 15. Winter-Deaflympic statt.

Wer war alles dabei ? Wie war die Verständigung?

Nur 4 TD vom Wintersport waren dabei:
Ski Alpin, Snowboard, Langlauf und Eis­hockey und CISS-Sportdirektor Colin Mac­ donald,  CISS-Generalsekretärin  Donalda Ammons und CISS-Mitglied und EDSO­ Präsident Lennart Edwall. Am Samstag kam CISS-Präsident John Lovett und am Sonntag weitere CISS-Mitglieder. Die Ver­ ständigung war kein Problem. Sogar die Gespräche mit Kuo-Tung Chou aus Taiwan waren viel angenehmer als mit den Hören­ den am Arbeitsplatz.

Die Winter Deaflympics findet in Schweden (1963 in Are), zum 2. Mal statt. Eine Europameisterschaft fand 1996 ebenso in Sundsvall statt. Stim­men in Sundsvall alle Konditionen? Pistenlänge, -höhe, …usw.?

Leider nicht. Am 10. Dezember letzten Jah­res hat Sundsvall ein FIS-Zerfikat für die Slalompiste erhalten. Das heisst, die Piste wurde um 120 m länger gemacht, damit die Pistenhöhe nach FIS-Reglement stimmt. Leider sind die weiteren Disziplinen nicht nach FIS Konform. 

So habe ich vier olympische Disziplinen festgesetzt, nämlich Abfahrt, Super-G, Rie­ senslalom und Slalom.

Kurz vor meinem Abflug nach Hause wurde über das Super-G Rennen an einem andern Ort diskutiert. Vor zwei Wochen habe ich erfahren, dass die Disziplin Super-G durch einen Parallelslalom von CISS ersetzt wird. Ich muss sagen, dass ich dies gut verstehe. Es geht dabei ums Geld und die Übernahme der Organisation!

Hast du während der Inspektion einige deiner Erfahrungen einbrin­ gen oder auch Erfahrungen sammeln können?

Ich musste zwar die Orte, die nicht nach FIS-Regelment konform sind, akzeptieren. Ich musste beide Augen zudrücken und meine Hände unter dem Geldhahnen waschen.

Das Problem der Schweden ist die Organisation «Deaflympics» 2003 zu übernehmen. Sundsvall ist der einzige Ort, wo man eine Winterolympiade durchführen kann. Wie sollen wir es denn machen? Die drei Disziplinen (Abfahrt, Super-G und Riesen­slalom) als ungültig abstempeln und aus dem Programm streichen? Nur Slalom und Parallelslalom durchführen? Besser nicht – und lieber so als gar nichts!

Du bist auch hier in der Schweiz stark arrangiert: Nati-Skiobmann, Vollbe­ruf, Layout für visuell plus und Präsi­dent der VISKU. Nimmt deine neue Aufgabe als CISS-Skiobmann viel Zeit in Anspruch? Für wie lange bist du für diesen Posten verpflichtet?

Es braucht nicht unbedingt viel Zeit, denn ich kenne mich mit den FIS-Reglementen bereits gut aus. Ich bleibe vorerstmal, wie ich gesagt habe, bis Ende des Deaflym­ pics 2003. Dann kann ich immer noch entscheiden, ob ich für Deaflympics 2007 weitermachen möchte. Ich möchte weiter­ hin im Schweizer Skiteam bleiben. Nach «Video» ist der Skisport meine liebste Freizeitbeschäftigung.

Als Nati-Skiobmann habe ich viel Arbeit und mache es sehr gerne. Die VISKU­ Vorstandsmitglieder machen ihre Arbeiten selbständig und sehr gut. Sie unterstützen mich und meine Arbeit sehr. Ich kann mich darauf verlassen. Für das Layout «visuell plus» besteht nur ein Problem; ich muss alles gut einplanen. Wenn die Leser gerne viele Informationen haben wollen, muss man ja mehr leisten. Im ersten Jahr haben wir uns viel Mühe gegeben um ein reibungsloses Verfahren zu bewälti­gen. Heute sind alle im «visuell plus»­ Team professioneller geworden und dies erleichtert jetzt meine Arbeit sehr. Ich muss jedoch immer noch Überstunden machen und kann nicht einfach in die Ferien gehen, wann ich möchte.

Vielen Dank Toni, ich wünsche dir viel Erfolg!